Betriebliche Co-Abhängigkeit

Die Personen im sozialen Nahraum geraten unweigerlich in den Sog der Suchtentwicklung, ihnen fällt die Abgrenzung gegenüber Betroffenen grundsätzlich schwer. Die Verstrickung der Umgebung in die Probleme des Suchtkranken ist ein klassisches Merkmal der Sucht. Sie wird deshalb in systemischem Sinne auch als Familienkrankheit bezeichnet.

Sowohl Betrieb als auch Familie sind soziale Bezugssysteme und beruhen auf direktem persönlichem Kontakt. Zwar treten die Menschen am Arbeitsplatz mit den Betroffenen  in einen eher aufgaben- und sachbezogenen Kontakt mit letztlich austauschbaren Kooperationsbeziehungen – im Unterschied zu den engen, durch Geburt festgelegten Bindungen in  einer Familie – doch gleichen sich die Phänomene, die Suchtprobleme in Familie und Betrieb auslösen.  Deshalb wird das Verhalten, das Süchtige bei Kollegen und Vorgesetzten in Gang setzt, auch mit betrieblicher Co-Abhängigkeit – einem Begriff aus der Familientherapie – beschrieben. Eine betriebliche Organisationstruktur bietet allerdings wie kein anderes Umfeld Mittel und Wege der Suchterkrankung wirksam entgegen zu treten.

Systemische Gemeinsamkeiten:

Abhängiger                                          Umfeld

Verleugnen:                                                                     Verharmlosen:
Ich habe kein Problem                                                      Wir sehen kein Problem

Rechtfertigen:                                                                  Beschützen:
Ich habe gute Gründe für mein Verhalten                        Wir haben Verständnis für die Gründe

Kämpfen:                                                                          Kontrollieren:
Ich schaffe es alleine                                                         Wir passen auf sie/ihn auf

Kapitulieren:                                                                     Kapitulieren:
Ich habe alles versucht.                                                     Wir haben alles versucht.
Ich gebe (mich) auf.                                                           Wir geben (sie/ihn) auf.


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